Schuldenbremse

Schuldenbremse! Eine tolle Wortschöpfung. Die Schulden von Bund und Ländern sollen also gebremst werden. Bisher wusste ich nur, daß ich z.B. ein Auto bremsen kann, also einen Gegenstand, der sich horizontal bewegt, wenn ich nicht bremse. Trete ich daher bei meinem Auto aufs Bremspedal, wird es langsamer oder es kommt zum Stehen, je nachdem, wie stark ich bremse.

Wie man allerdings Schulden bremst, ist mir noch nicht ganz klar. Ich wüßte gar nicht, wohin ich treten müßte, um meine Schulden zu bremsen. Aber selbst wenn ich meine Schulden bremsen könnte, wären sie immer noch da. Auf  jeden Fall müssen sich die Schulden vorher bewegt haben

Vielleicht ist mit Bewegung gemeint, daß die Schulden, die  zunächst weiter angestiegen sind, bald nicht weiter ansteigen und sich insoweit nicht weiter nach oben bewegen sollen. Auch eine Bewegung nach oben ist schließlich eine Bewegung. Wie soll die aber gebremst werden? Das ist nicht möglich; es sei denn, ich trete gegen den Schuldenberg in der Hoffnung, dass er bröckelt.  Aber selbst dann wird nichts gebremst, weil weitere Schulden zulässig sein sollen, wenn auch ab 2020 vermeintlich nicht mehr.  Die Schulden bewegen sich daher auf absehbare Zeit weiter ungebremst nach oben . Schuldenabbau oder gar Schuldentilgung hingegen sind überhaupt nicht vorgesehen.

Es geht dabei nicht um den Schuldenabbau als Selbstzweck, sondern es geht darum, dass allein wegen des Bankendesasters Schulden gemacht werden und damit das Geld, meinetwegen auch über Schulden, für sinnvolle Investitionen z.B. in Kindergärten, Schulen und Hochschulen nicht mehr zur Verfügung steht. Stattdessen wird auf die „Schuldenbremse“ und die Zukunft der Kinder und Enkel getreten. Hoffentlich wird diese Zukunft nicht auch noch zertreten.

Jeder Privathaushalt ist zum Schuldenabbau verpflichtet, wenn er bei einer Bank Schulden hat. Sagen Sie mal Ihrer Bank, daß Sie bei Ihren Schulden ab 2020 auf die Bremse treten wollen. Wenn Sie das sagen, haben Sie Glück, wenn Sie nicht gleich in die Klapsmühle eingewiesen werden; es sei denn, Sie können sich wie die Privatbanken auf Kosten der Steuerzahler sanieren.

Tatsächlich wird die „Schuldenbremse“ als gelungene Vereinbarung gefeiert. Wie verrückt muß man auf Bundesebene sein, um so etwas feiern zu dürfen? Was ist eigentlich mit der Zukunft der Kinder und Enkel, die bisher als Rechtfertigung für den vermeintlichen Schuldenabbau zu Lasten der Arbeitnehmer und Rentner herhalten mußte? Diese Rechtfertigung diente dazu, der Bevölkerung trotz zusätzlicher Belastungen ein schlechtes Gewissen einzureden und sie damit  ruhig zu stellen, obwohl Kinder und Enkel bereits jetzt von den Belastungen genauso betroffen sind.

Vielleicht waren ja die Kinder und Enkel gemeint, die noch gar nicht geboren sind.

Die „Schuldenbremse“ ist daher eine Wortschöpfung, die verschleiern soll, daß das Gegenteil zu Lasten der Bevölkerung vereinbart worden ist. Bisher hat noch kein Journalist diese Verschleierung enttarnt. Im Gegenteil: Dieses Wort wird kritiklos übernommen und wiedergegeben.

Die Wortschöpfung „Schuldenbremse“ hat ihre Schuldigkeit getan.

 

Rolf D.Aschenbeck

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Ein Kommentar

  1. Der Autor hat wieder einmal den Nagel auf den Kopf getroffen. Diejenigen, die aus Sorge um die Kinder und ggf. noch Enkel fordern, dass man sich im finanziellen Bereich zurückhalten solle, vergessen, dass nur eine gute Kaufkraft der breiten Massen den Abschwung mildern hilft. Wo waren eigentlich diejenigen Verantwortlichen, die heute nach der Schuldenbremse rufen, als der Aufschwung nur die 12% der Reichsten erreichte? Schön geschwiegen und dabei gedacht: Gut, dass wir die Presselandschaft so weit im Griff haben, dass die Wahrheit über diese Ungerechtigkeit nicht mehr geschrieben wird.

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