Ist Armut vermeidbar?

Auf diese Frage ist von den Nutzern meiner Website  nicht so geantwortet worden, wie ich erwartet hatte. Erwartet hatte ich, dass alle Nutzer diese Frage bejahen. Tatsächlich haben lediglich 50% diese Frage bejaht, während die anderen 50% sie verneint haben.


Dieses Ergebnis ist zwar nicht repräsentativ, führt aber zu der Frage, warum Armut in einem Land, das zunehmend in arm und reich auseinander fällt, nicht vermeidbar sein soll, da es möglich ist, die Verteilung z.B. über Steuern so zu regeln, dass Armut verhindert werden kann.
Warum wird ein Arbeitgeber steuerlich bevorzugt, während ein Arbeitnehmer bis auf die Einkommenssteuererklärung keine Möglichkeit hat, seine Steuern zu reduzieren, soweit er noch ein Einkommen bezieht, dass steuerlich relevant ist?

Was ist mit denen, die arbeiten, aber trotzdem arm sind, weil ihr Einkommen nicht mal zum Lebensunterhalt reicht? Sind Hungerlöhne nicht zu vermeiden?

Aber selbst wenn das Einkommen eigentlich ausreichen müsste, um nicht am Existenzminimum zu leben, sind die Mietkosten in Großstädten wie in Hamburg inzwischen derart gestiegen, dass dafür zum Teil schon die Hälfte des Einkommens aufgewendet werden muss. Bezahlbarer Wohnraum wird verhindert, weil er von den politischen Entscheidungsträgern nicht gewollt ist. Da wird Armut herbeigeführt, die verhindert werden könnte.

Warum also soll Armut nicht vermeidbar sein? Ist es die Vorstellung, dass Armut ein selbst herbeigeführtes Schicksal ist, die Armen also selbst schuld daran sind? Ist eine Verkäuferin, die 40 Jahre gearbeitet hat und eine Rente von maximal 800 Euro bezieht, selbst schuld daran? Hat es ihr an Intellekt gefehlt, um beruflich aufzusteigen?

Gibt es gar gesellschaftlich determinierte Klassenunterschiede, die man soziologisch Schichtzugehörigkeit nennt, die unausweichlich Armut und Reichtum produzieren? Ist die Herkunft der entscheidende Parameter? Oder ist jeder seines Glückes Schmied?

Könnte es auch sein, dass der weiter zunehmende Egoismus der vermeintlichen Eliten und deren Einfluss auf politische Entscheidungen Lösungen verhindert, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern könnten?

Unstrittig ist, dass die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinander geht. Es ist aber keine Schere, die arm und reich gleich verteilt, sondern eine solche, bei der auch die Mittelschicht zunehmend in die Armut abrutscht und wenige noch reicher werden und sich abschotten, ohne zu bedenken, dass sie in Wahrheit Kostgänger sind, was die HRE nunmehr eindrucksvoll bestätigt hat.

Rolf D.Aschenbeck

 

HA, 30.Sept.2010:

Berlin. Die Idee von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Mieter stärker an den Kosten für klimafreundliche Gebäudesanierungen zu beteiligen, stößt auf Kritik von Mieterbund und Opposition. „Das ist für uns nicht nachvollziehbar und offensichtlich nicht zu Ende gedacht“, sagte gestern der Präsident des Deutschen Mieterbundes, Franz-Georg Rips.

Merkel hatte sich in einem Interview dafür ausgesprochen, dass die Vermieter die Kosten für eine energetische Gebäudesanierung stärker auf die Miete umlegen können. „Das findet natürlich nicht jeder gut, aber es ist doch verständlich, dass sich solch eine Investition in die Zukunft sowohl für den Vermieter als auch für den Mieter lohnen muss“, sagte Merkel der „Süddeutschen Zeitung“. „Der Mieter profitiert ja seinerseits auf Dauer auch, weil er viel niedrigere Energiekosten hat.“ Rips forderte dagegen: „Bei einer Wohnkostenbelastung von derzeit schon 30 bis 40 Prozent sollten die Bundeskanzlerin und ihr Kabinett über Entlastungen und nicht über neue und zusätzliche Belastungen für Mieter nachdenken.“

Die Fraktion der Linken warnte, dass für viele Familien Wohnraum unerschwinglich werden könnte. „Die Regierung arbeitet mit viel Energie daran, dass künftig noch mehr Menschen ihr vertrautes Obdach verlieren“, sagte die Parlamentarische Geschäftsführerin, Dagmar Enkelmann. Der SPD-Fraktionsvize Olaf Scholz kritisierte, Merkel gehe mit ihrem Vorstoß an den eigentlichen Problemen vorbei, zusätzliche Anreize zur Modernisierung zu schaffen.

Zuspruch erhielt die Bundeskanzlerin dagegen vom Eigentümer-Verband Haus & Grund. „Für die meisten Vermieter ist es heute nicht wirtschaftlich, energetisch zu sanieren, weil sie auf den Kosten sitzen bleiben“, sagte ein Sprecher.

Anmerkung:

Merkel provoziert mit ihrer Haltung noch mehr Armut und Vertreibung.  Ein Ehepaar in Hamburg wurde aus seiner kleinen Wohnung vertrieben, weil es nach einer Gebäudesanierung die Mieterhöhung von 246 Euro auf  846 Euro, also satte  244% mehr,  nicht mehr zahlen konnte. Das ist zwar ein extremer Fall, er macht aber mehr als deutlich, dass Mietern künftig erhebliche Mietsteigerungen abverlangt werden, ohne sie zahlen zu können.

Armut nimmt zu:

Berlin. In Deutschland läuft jeder Sechste Gefahr, in die Armut abzurutschen. Nach einer Erhebung des Statistischen Bundesamtes gelten 15,5 Prozent der Bundesbürger als armutsgefährdet. Die Zahlen wurden 2008 erhoben, vier Jahre zuvor waren es nur rund zwölf Prozent. Dennoch liegt damit das Armutsrisiko in Deutschland unter dem Durchschnitt der Europäischen Union mit 16,3 Prozent.

Eine Person gilt nach EU-Definition dann als armutsgefährdet, wenn sie nach Einbeziehung staatlicher Transferleistungen mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens leben muss. In Deutschland liegt der Schwellenwert für eine alleinlebende Person bei 11 151 Euro pro Jahr. 62 Prozent der Arbeitslosen und 37,5 Prozent der Alleinerziehenden gelten somit als armutsgefährdet, sowie jeder 15. Erwerbstätige und 14,9 Prozent der Rentner.

Betrachtet man die Einkommensdifferenz, so liegt das Einkommen des oberen Fünftels der Deutschen 4,5-mal so hoch wie das der unteren 20 Prozent. Im EU-Schnitt beträgt der Wert 4,9.(rtr)

Kommentar:

Innerhalb von zwei Jahren, nämlich von 2006 bis 2008, ist die Armut von 14% auf 15,5% gestiegen. Es handelt sich dabei nicht um eine bloße Armutsgefährdung, sonden um Armut, auch wenn z.B. eine alleinlebende Person den sogenannten Schwellenwert noch geringfügig überschreitet.  Zahlen für 2010 und 2011 liegen nicht vor. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass sich die Zahl der Armen wiederum deutlich erhöht hat. Damit geht auch die zunehmende Spaltung in arm und reich weiter.

Dazu der gekürzte Artikel des HA vom 1.Sept.2011:

Hamburg. Der frühere Arbeitsminister Norbert Blüm (CDU) hat seinem Amtsnachfolger Walter Riester (SPD) die Schuld für das sinkende Rentenniveau gegeben. Diese Entwicklung sei eine Folge der rot-grünen Regierungspolitik, sagte Blüm der „Westdeutschen Zeitung“. „Die Regierung Schröder hatte die Riester-Rente als Ergänzung eingeführt – und dafür das Rentenniveau reduziert“, fügte Blüm hinzu. Das ist korrekt, aber sehenden Auges passiert. Denn die rot-grüne Bundesregierung von Kanzler Gerhard Schröder (SPD) hat nach den Empfehlungen unter anderem der Rürup-Kommission den Aufbau der privaten Rentenversicherung gefördert (Riester- oder Rüruprente). Damit soll gewährleistet werden, dass bei den künftigen Rentnern keine Versorgungslücke entsteht, wenn die gesetzliche Rente im Alter nicht zum Leben reicht.

 

 

 

 

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